HomeDie BandPure Vernunft darf niemals siegen – Tag 4

Pure Vernunft darf niemals siegen – Tag 4

Hey Kotzis! Hunderte von Fanbriefen haben uns erreicht, Leute campen vor unseren Wohnhäusern und schreien, dass sie endlich wissen wollen, wie es in Tromsö so weiterging….Haben wir den Absprung überhaupt geschafft oder dort ein neues Leben als Filztaschen-Designerinnen begonnen? Wurden wir des Landes verwiesen wegen Alkoholdiebstahl? Was zur Hölle geht mit “Nico kotzt”? Wir haben eure Gebete erhört und liefern euch daher hier den vierten und letzten (Oooooohhhhh!!! Megatrauriger Smiley!!) Teil unserer Tromsö-Saga. Hände raus aus der Hose!

Kurze Erinnerung: am Ende von Teil 3 lag ich mit von Hasenblut besudelter Hose in einem Haufen Schnee. Gelber Schnee. Ihr wisst schon. Man kann also sagen, dass ich aussah und roch wie manche Leute aus dem Büro. Iiiihhh, pfui. Und für diejenigen unter euch, die sich “Sind die denn irre? Haben die kein Gepäck mitgenommen?” fragen: nö, haben wir nicht. Unsere Flucht war spontan und wenig durchdacht. Hab ich doch schon mal gesagt! Wir wollten sparen. Generell und weil ja demnächst wieder Tour ist und da brauchen wir die Penunsen!
Die neue Situation zwang uns allerdings zum Handeln. Oder es war halt Kristiane, die mich dazu zwang als sie “Du riechst! So lass ich dich nicht weiter in unser Zimmer. Ekelhaftes Schwein!” sagte. Ich ließ mal außen vor, dass ich nur wegen ihr so aussah….Wie auch immer: hier war der Zeitpunkt gekommen, an dem wir alles an Vernunft und es-besser-wissen über Bord warfen und uns dazu entschlossen, das zu tun, was wir wirklich wollten. Also zückten wir unsere EC-Karten und kauften erstmal Alkohol. Ne Basis schaffen und so.

Frisch angetüddelt machten wir uns auf die Suche nach Damenoberbekleidungsgeschäften. Derer gab es viele, aber wenige davon sahen so aus, als ob wir da reingehen sollten. Zu fancy. Wir tölpelten also durch die Gegend, kicherten sehr viel und betranken uns konsequent. Nach einer Weile fanden wir dann einen Second Hand Shop, der so ranzig aussah, daß er quasi unsere Namen brüllte. Hier würde man uns bzw. mich nicht verurteilen. Also rein da und Hirn aus. Anders lässt sich auch nicht erklären, warum ich nach 2 Stunden aus dem Laden mit einer eher fragwürdigen Ausbeute rauskam….
War es der Alkohol? War es Kristiane’s schlechter Einfluß? War es unserer leicht merkwürdiger Humor? Oder war es eine Kombination aus all dem, das mich dazu bewegte, mit folgenden Dingen bewaffnet aus dem Laden raus zu gehen:

– Helle Jeans mit schwarzen Fransen an der Seitennaht.
– Schwarzes T-Shirt mit einem “Wish you were beer”-Aufdruck
– Viel zu großes Sweatshirt mit Katzenapplikation (inkl. Wackelaugen)
– Grottenhäßliche Winterstiefel (aber warm!!)

Ich sah…anders aus…ich sah so scheiße aus, daß ich mich problemlos in die Berlin-Mitte Hipsterszene hätte einfügen können und das sagt ja wohl alles. War aber egal. Ich war betrunken, roch nicht mehr fragwürdig UND hatte warme Füße. Was kann man denn mehr wollen? Eben!
Wir fühlten uns quasi euphorisiert und wo kann man sowas am besten ausleben? Richtig – beim Karaoke. Wir fanden eine Bar, wir kippten weiter drauf und als dann einer der schmierigsten Songs EVER – “Islands in the stream” in der Version von Dolly Parton und Kenny Rogers – kam, da waren wir am Start. Kristiane war Dolly, ich Kenny und wir brachten das Haus zum kochen. Klare Sache. Wir haben’s nämlich gefühlt und darum geht es ja. In der Musik und generell.

Die Wackelaugen der bekackten Katze auf meinem Pulli schauten synchron mit meinen in die leicht glasig-sedierten Augen von Kristiane als wir uns gegenseitig “Islands in the stream / that is what we are / no one in-between / how can we be wrong?” zusangen. Da hatte die ganze Bude schon krass Gänsehaut und das zu Recht. Ab diesem Zeitpunkt war das kein Karaoke mehr, sondern ein “Nico kotzt” Auftritt. Ääähh, mit Karaoke. Wir verließen die Bühne nicht mehr, sondern schmetterten einen Hit aus der Kuschelrock-Wundertüte nach dem Anderen. Man brachte uns Bier, man lauschte uns, man sang voller Inbrunst mit und wir waren happy as fuck. Tschüss Kackgefühl, mit dem ich hier angereist war. Hallo “Das wird alles. So oder so oder ganz anders.”-Gefühl. Hallo Euphorie. Hallo Bier Nummer 12. Hallo Kristiane, du unberechenbare, großartige und hoffentlich ewig bleibende Konstante in meinem Leben. Du wusstest genau, was mit mir und meiner Laune zu tun war und auch wenn ich auf das Eiterhasen-Erlebnis hätte verzichten können: Danke und hach.

Zum Abschluss unseres Gigs brüllten wir mit allen Bar-Insassen “Ruby” von den Kaiser Chiefs und wenn es sowas wie perfekte Momente gibt: das war einer. Aber sowas von.

Als wir am nächsten Tag massiv verkatert, aber immer noch ganz beduselt vom Endorphin, die Heimreise nach München antraten, haben wir im Flieger nochmal versucht, ein ähnliches Gefühl zu erzeugen, indem wir die Mitreisenden dazu bringen wollten, mit uns “Paradise City” von Guns n’ Roses (einer meiner Lieblingslieder für die Heimreise aus der Ferne zurück nach München) zu singen. Kam überraschenderweise nicht sehr gut an. Man bat uns um Ruhe und so’n Scheiß und so gab es halt kein Gesang, sondern nur viel Gekicher. Sehr viel Gekicher.

Punk will never die!

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